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Der Alte Friedhof

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Alter Friedhof
Foto: Hans Weingartz
Waren im Mittelalter Begräbnisstätten noch ein Mittelpunkt des öffentlichen Lebens (der Friedhof der alten St. Remigiuskirche lag beispielsweise am heutigen Remigiusplatz), so führte die zunehmende Angst vor einer gesundheitlichen Gefährdung durch die Toten, oft ausgelöst durch Verseuchungen des Brunnenwassers, im 18. Jahrhundert zu Neuanlagen von Friedhöfen außerhalb der Stadtmauern. Eine dieser Anlagen ist der sogenannte Alte Friedhof – heute im Zentrum der Stadt, damals weit vor dem Sterntor gelegen – dessen älteste Grabstätten auf das Jahr 1715 zurück gehen. In den überlieferten Quellen wird er erstmalig in einer von Kurfürst Clemens August erlassenen Trauerordnung vom 25.3.1725 als ein von seinem Vorgänger Joseph Clemens eingerichteter Begräbnisort für „Soldaten, arme Leuth (und) Fremde“ erwähnt. Durch Erlass vom 5.4.1787 wurde er nach der endgültigen Schließung der innerstädtischen Pfarrkirchhöfe zum allgemeinen Friedhof für alle Bürger. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Einfriedung des Terrains mit einer Mauer.

Grab der Eheleute
Niebuhr
Grab August Mackes

Grab von Ch. Schiller
und ihrem Sohn Ernst


















Im 19. Jahrhundert musste das Areal mehrfach erweitert werden, bis es nach der letzten Erweiterung 1876 die heutige Größe von drei Hektar erreicht hatte. 1884, nach Eröffnung des Nordfriedhofs, wurde der Alte Friedhof offiziell geschlossen und steht seitdem nur noch in Einzelfällen für Begräbnisse zur Verfügung. In seiner fast 300jährigen Entwicklung wandelte der Ort sich vom Soldatenfriedhof zu einem der kulturhistorisch bedeutendsten Friedhöfe Europas. Neben den Grabstätten von Barthold Niebuhr und seiner Frau, August von Schlegel, Friedrich Dahlmann, Ernst Moritz Arndt, August Macke, Charlotte und Ernst von Schiller sowie Maria Magdalena van Beethoven, der Mutter des Komponisten, ist die herausragendste Grabstätte die des Komponisten-Ehepaars Clara und Robert Schumann. In der Sepulkralplastik, vertreten durch so maßgebliche Bildhauer wie Bernhard Afinger, Adolf Donndorf, Robert Cauer, Hermann Heidel und Christian Daniel Rauch, wurden Grabmale von zum Teil enormen künstlerischen Wert geschaffen.

Grab Argelanders
von R. Cauer
Schumann-Grab
von A. Donndorf
Grabmal Plückers
von A. H. Küppers














Ein kunsthistorisches Kleinod bildet zudem die aus dem 13. Jahrhundert stammende St. Georgskapelle, die 1844 von ihrem Ursprungsort (als Teil der Kommende Ramersdorf) zum Alten Friedhof transloziert wurde. Von hohem gestalterischem Wert ist auch die auf Peter Joseph Lenné zurückgehende Parkanlage mit ihrem mehr als 150 Jahre alten Baumbestand.

Georgskapelle
Foto: Hans Weingartz

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